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Diagnoseverzögerung bei Endometriose in Österreich und Deutschland – Ursachen und mögliche Konsequenzen
Angloamerikanische Studien zur Diagnoseverzögerung bei Endometriose beschreiben ein mittleres Symptom-Diagnose-Intervall von 8-12 Jahren. Da für den deutschsprachigen Raum diesbezüglich noch keinerlei Daten vorliegen, wurden Dauer und kausale Faktoren für die Diagnoseverzögerung bei Endometriosepatientinnen in Österreich und Deutschland evaluiert.
Eingeschlossen wurden 171 Patientinnen mit einer histologisch verifizierten Endometriose. Unterschiedliche soziodemographische Daten, u.a. die Einstellung zur Menses, die Wahrnehmung der Symptome, Anzahl der Vortherapien, Arztkontakte und Diagnosen sowie den Umgang des Mediziners mit den Beschwerden wurden zum Diagnosezeitpunkt mittels selbstgeneriertem Fragebogen erhoben.
Zwischen dem erstmaligen Auftreten der Endometriose-assoziierten Symptome und dem ersten Arztbesuch vergingen im Durchschnitt 2,3 Jahre (SD: 3,3), bis zur endgültigen Diagnose 10,4 Jahre (SD: 7,9), wobei das Intervall zwischen Ansprechen der Beschwerden beim Gynäkologen bis zur korrekten Diagnose 7,7 Jahre (SD: 6,7) beträgt.
76,5% aller Studienteilnehmerinnen erhielten eine oder mehrere Fehldiagnosen wie stressbedingte Unterbauchschmerzen (32,9%), Blutungsstörungen (27,5%), Reizdarmsyndrom (19,5%) und psychosexuelle Beschwerden (13,4%).
Das Vorliegen einer bzw. mehrerer Fehldiagnosen führte zu einer signifikanten Diagnoseverzögerung von 11,5 Jahren (SD: 8,2) – im Vergleich dazu erhielten Patientinnen ohne Fehldiagnose nach 7,4 Jahren (6,3) die korrekte Diagnose.
75,2% der Patientinnen nahmen aufgrund ihrer Endometriose-assoziierten Symptome Hormone ein, 66% aller Studienteilnehmerinnen konsumierten Analgetika für durchschnittlich 5,36 Jahre (SD: 7,02).
Die Ergebnisse demonstrieren, dass auch im mitteleuropäischen Raum das Symptom-Diagnose-Intervall über 10 Jahre beträgt. Informationskampagnen und eine verbesserte Ausbildung von Fachärzten hinsichtlich Diagnostik und Therapie bei Endometriose, könnten zur Reduktion dieser beträchtlichen Zeitspanne beitragen.